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Politik

Maas will Angriff auf DW-Team aufklären

2. Juni 2020

Es sind verstörende Bilder aus den USA: Ein DW-Reporter, der aus Minneapolis berichtet, wird von einem Schuss aufgeschreckt. Wollte die Polizei ihn an seiner Arbeit hindern? Der Außenminister verlangt eine Erklärung.

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DW Video-Screenshot | Stefan Simons in Minneapolis
DW-Reporter Stefan Simons vor der Liveschalte aus Minneapolis

DW in der Schusslinie der Polizei

Der deutsche Außenminister Heiko Maas hat eine konsequente Aufklärung von Gewalttaten gegen Journalisten bei den Massenprotesten in den USA gefordert. Demokratische Rechtsstaaten müssten beim Schutz der Pressefreiheit "allerhöchste Standards" an den Tag legen, sagte er. Jede Gewaltausübung müsse konsequent verfolgt und aufgeklärt werden, damit Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit effektiv geschützt würden.

Kontakt zu US-Behörden aufnehmen

Maas erklärte: "Wir werden zu den Vorfällen etwa mit der Deutschen Welle, von denen wir auch Kenntnis haben, mit den US-Behörden in Kontakt treten, um auch noch genauere Umstände zu erfahren." Journalisten müssten ihrer Aufgabe, unabhängig zu berichten, nachgehen können, ohne dass ihre Sicherheit gefährdet werde, ergänzte er.

Der in Minneapolis tätige DW-Korrespondent Stefan Simons wurde bereits zweimal von Polizisten bei seiner Arbeit behindert. Am Sonntag kamen mit Gewehren bewaffnete Beamte auf Simons zu, um ihn zur Beendigung seiner Tätigkeit zu zwingen. Nach einem kurzen Wortgefecht entschloss sich Simons dazu, mit seinem Kamerateam den Ort des Geschehens zu verlassen.

Bereits in der Nacht zum Sonntag war Simons kurz vor einem Live-Bericht offenbar von einem Polizeischuss aufgeschreckt worden. "Fünf Minuten, bevor wir eine Liveschalte machen wollten, hörten wir etwas an unseren Ohren vorbeisausen, das war ein Schuss."

Auf dem Videomaterial des DW-Kameramannes ist im Hintergrund undeutlich zu erkennen, wie ein Polizist unmittelbar nach dem Geräusch einen Gegenstand herabsinken lässt wie eine Waffe nach erfolgtem Schuss. Möglicherweise feuerte er ein Gummimantelgeschoss in Richtung des Teams ab. 

DW-Programmdirektorin Gerda Meuer bezeichnete das Verhalten der Polizei in einer Protestnote an die US-Botschaft in Berlin als nicht tolerierbar. Die Deutsche Welle fordere die US-Behörden auf, die Sicherheit von Journalisten, die über die anhaltenden Proteste berichten, zu gewährleisten. 

Weitere Journalisten bedrängt

Auch Mitarbeiter anderer Medien wurden bedrängt, an ihrer Arbeit gehindert oder festgenommen. Ein Team der Nachrichtenagentur Reuters wurde offenbar durch Geschosse verletzt.

Die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus waren nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd ausgebrochen. Der 46-Jährige starb am Montag vergangener Woche nach einem Polizeieinsatz in Minneapolis. Ein Beamter hatte minutenlang auf Nacken und Hals des Opfers gekniet. Floyd flehte mehrfach um Hilfe, bevor er das Bewusstsein verlor. Bekannt wurde die brutale Tat durch Videos von Passanten. Neben friedlichen Protesten kam es auch zu Ausschreitungen in zahlreichen Städten.

pg/gri (mit epd, rtr)