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Suche nach dem Ausweg aus der Krise

Mischa Ehrhardt
29. Mai 2020

In der Autoindustrie verlieren wegen der Coronakrise nun Tausende ihre Jobs. Gleichzeitig investiert VW Milliarden in China, während im Hause der Streit hochkocht. Außerdem wird noch immer um Abwrackprämien gestritten.

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Autobahnkirche A8
Bild: Fotolia/lagom

Nach Kurzarbeit und Produktionsstillständen in den Werken der Automobilindustrie folgt nun die befürchtete Kündigungswelle. Zunächst hatte Nissan angekündigt, ein Fünftel seiner Produktkapazitäten herunterzufahren und unter anderem sein Werk in Barcelona dicht zu machen, danach hat Renault den Abbau von 15.000 Stellen in den kommenden Jahren angekündigt. Beide sind Partner in einer Allianz und ächzen - wie die Branche insgesamt - unter den Folgen der Corona-Krise.

Das wird auch hierzulande zu Kahlschlägen führen. So hat der Autozulieferer ZF Friedrichshafen ebenfalls den Abbau von bis zu 15.000 Stellen für die kommenden Jahre angekündigt. "Aus heutiger Sicht müssen wir bis 2025 weltweit unsere Kapazitäten anpassen und 12.000 bis 15.000 Arbeitsplätze abbauen, davon etwa die Hälfte in Deutschland", schreibt Vorstandschef Wolf-Henning Scheider an die fast 150.000 Mitarbeiter weltweit. Jeder zehnte Arbeitsplatz könnte also wegbrechen in den kommenden Jahren. Durch die Nachfrageflaute seitens der Autobauer rechnet ZF mit hohen Verlusten in diesem Jahr.

Kombibild Logos VW Ford
Kooperationen sind in der Automobilbranche das Gebot der Stunde - die Kosten sind allein kaum zu stemmen

Neue Kooperationen

Um Kosten senken zu können, sucht Volkswagen indes nach Verbündeten. So wollen die Wolfsburger zusammen mit dem amerikanischen Autobauer Ford Projekte auf vermeintlich zukunftsträchtigen Feldern wie der E-Mobilität oder beim autonomen Fahren vorantreiben.

Der Volkswagen-Aufsichtsrat stimmte am Donnerstag verschiedenen Vorhaben zu. Im vergangenen Jahr hatten beide Konzerne bereits angekündigt, bei leichten Nutzfahrzeugen und Elektroantrieben in Kooperationen gehen zu wollen.

Und zu Haus gibt's Zoff

Solche "Erfolgsmeldungen" können aber nicht überdecken, dass es offenbar auch im Volkswagen-Konzern brodelt. Pünktlich zur Aufsichtsratssitzung nämlich haben sich die Arbeitnehmer kritisch gegen die Konzernführung gewendet.

Technische Probleme beim neuen Golf 8 und dem Elektroauto ID.3 nahmen Vertreter der  IG-Metall zum Anlass, dem Management ein Versagen in der Krisenbewältigung und bei der öffentlichen Darstellung des Wolfsburger Autobauers zu attestieren.

"Dieses schlechte Bild in der Öffentlichkeit zerstört das über Jahrzehnte gewachsene Kundenvertrauen und gefährdet so unsere Arbeitsplätze", heißt es in dem am Donnerstag im Internet veröffentlichten Schreiben. Dabei stellten die Gewerkschaftsvertreter auch klar, dass sie weitere Sparprogramme auf Kosten der Beschäftigten kategorisch ablehnen.

Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde

Jedenfalls bieten sich Kooperationen wie die zwischen Volkswagen und Ford an, weil die Branche im Wandel hin zu alternativen Antrieben und der zunehmenden Digitalisierung von Autos und mobilen Angeboten vor enormen Investitionskosten steht. Diese gemeinsam zu schultern macht Sinn, vor allem in ökonomisch turbulenten und schwierigen Zeiten.

Auch die Allianz aus Nissan, Renault und Mitsubishi hat in dieser Woche ein neues Modell der Zusammenarbeit für mehr Wettbewerbsfähigkeit vorgestellt. So soll jeweils einer der Bündnispartner in einer Region oder bei einem bestimmten Fahrzeugmodell die Führung übernehmen. Die anderen könnten von dem Vorsprung dann profitieren und die Standards jeweils übernehmen.

Dem könnten sich möglicherweise andere Autobauer anschließen - auch aus Deutschland. "Möglich, dass sich in absehbarer Zeit mit dem Daimler-Konzern, der bereits wechselseitige Beteiligungen mit Renault und Nissan eingegangen ist, ein weiterer Partner dem Bündnis nähert", meint Branchenanalyst Frank Schwope von der Nord/LB.

Wolfsburg Volkswagen Werk
"Sorgenkind" Volkswagen: Streit im Haus und vor dem Gerichten, Milliardeninvesttionen in China, Unklarheit über AbwrackprämienBild: Getty Images/C. Koall

Staatsknete für die alte Mühle?

Die Idee, die Autoindustrie mit einer "Abwrackprämie" aus der Krise zu helfen, war und ist hierzulande äußerst umstritten. Dieses Modell eines Kaufanreizes gab es in der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise hierzulande: 2500 Euro bekamen Konsumenten für das Verschrotten des alten und den Kauf eines neuen Autos.

Allerdings zogen durch die Prämie viele Verbraucher einen geplanten Neuwagenkauf einfach vor. Daher schmierte der Autoabsatz in den Folgequartalen aber entsprechend ab. Ökonomisch deswegen fragwürdig, war die Prämie auch aus ökologischer Perspektive nur schwer zu rechtfertigen.

An Geld mangelt es jedenfalls nicht

Auch sozialpolitisch birgt eine solche Prämie Probleme: "Üblicherweise kaufen sich eher die wohlhabenderen Haushalte einen Neuwagen. Das würde dann von der Allgemeinheit subventioniert. Entsprechende Mitnahmeeffekte sind zu befürchten", sagt Autoanalyst Eric Heymann von der Deutschen Bank. "Der Staat hat eben nur begrenzte Mittel, um Hilfsprogramme aufzulegen. Und gemessen an den Problemen, die andere Sektoren wie etwa die Gastronomie haben, ist die Automobilindustrie in einer sehr viel besseren Position."

Dazu passt denn auch, dass Volkswagen sich mit zwei Milliarden Euro in Elektrofahrzeug- und Batteriehersteller in China einkauft. Die drei großen Autobauer halten zudem am Ausschütten von Dividenden an ihre Aktionäre in Milliardenhöhe fest. An Geld scheint es den Autobauern selbst - im Gegensatz zu vielen ihrer Zulieferer - also nicht zu mangeln.