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Politik

Taliban sagen direkte Friedensgespräche zu

10. August 2020

Bisher haben die radikal-islamischen Aufständischen nicht mit der afghanischen Führung verhandelt. Das soll sich nach einer versprochenen Amnestie ändern.

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Afghanistan: Taliban-Kämpfer kurz vor der Freilassung
Taliban-Kämpfer im Pul-e-Chrarkhi-Gefängnis am Stadtrand von Kabul (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/W. Kohsar

Nach jahrzehntelangem Krieg haben die Taliban ihre Bereitschaft zu Friedensgesprächen mit der Regierung bekräftigt. "Unsere Haltung ist klar: Wenn die Freilassung der Gefangenen abgeschlossen ist, sind wir innerhalb einer Woche bereit für innerafghanische Gespräche", sagte Taliban-Sprecher Suhail Schaheen der Nachrichtenagentur AFP. Eine Große Ratsversammlung, die sogenannte Loja Dschirga, hatte sich am Wochenende dafür ausgesprochen, 400 als besonders gefährlich geltende Taliban-Kämpfer zu begnadigen. Laut dem Nationalen Sicherheitsrat soll deren Freilassung in den kommenden Tagen beginnen. Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat inzwischen die Vereinbarung zur umstrittenen Freilassung der Taliban-Kämpfer unterzeichnet, wie der Präsidentenpalast in Kabul mitteilte. Ghani folgte damit der Empfehlung der Loja Dschirga.

Die erste offizielle Verhandlungsrunde zwischen der afghanischen Regierung und den radikal-islamischen Aufständischen könnte binnen einer Woche in der katarischen Hauptstadt Doha beginnen, sagte Taliban-Sprecher Schaheen. Die eigene Delegation werde von Abbas Staneksai angeführt, der bereits am gleichen Ort Verhandlungen mit den USA geführt hatte.

Große Ratsversammlung, die Loja Dschirga, in Kabul
Präsident Ghani und sein Amtsvorgänger Karsai auf der Loja Dschirga (vorne, 2. und 3. v. l.)Bild: picture-alliance/dpa

In den vergangenen Monaten hatte die Regierung in Kabul bereits 5000 gefangene Taliban-Kämpfer auf freien Fuß gesetzt. Die Islamisten ließen 1000 Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte frei und erfüllten damit ihren Teil der Vereinbarung. Die nun beschlossene Amnestie für 400 weitere Häftlinge wurde zum Streitpunkt, da viele von ihnen schwere Anschläge im Land verübt haben sollen.

Die Vereinigten Staaten hatten mit den Taliban im Februar das Abkommen von Doha geschlossen. Ziel ist die Regelung des US-Truppenabzugs aus Afghanistan. In einem ersten Schritt will Washington seine Truppenstärke bis Ende November von 8600 auf maximal 5000 Soldaten verringern, wie Verteidigungsminister Mark Esper im Sender Fox News bekräftigte.

Afghanisches Militärfahrzeug nach einem Angriff in der Provinz Ghazni
Militärfahrzeug in Ghasni am Sonntag Bild: picture-alliance/Xinhua/Rohullah

Im Gegenzug sollen die Taliban der Gewalt abschwören und garantieren, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" bekämpfen. Dafür soll es ein Friedensabkommen zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban geben. Versuche, eine solche Vereinbarung auf den Weg zu bringen, waren immer wieder gescheitert; die Gewalt im Land, unter der auch die Zivilbevölkerung leidet, hielt unvermindert an.

jj/se (dpa, afp, rtr)